Weiterentwicklung braucht psychologische Sicherheit! – Smile

Weiterentwicklung braucht psychologische Sicherheit!

Von Mario Kestler

Weiterbildungen werden oft schlichtweg verordnet, Ziele einfach vorgegeben – ein großer Fehler! Als leidenschaftlicher Initiator des Experiments s.mile, bin ich davon überzeugt, dass Mitarbeiter die Chance haben sollten, offen über ihre Entwicklungswünsche zu sprechen und gehört zu werden. Dabei geht es nicht um Feelgood, sondern darum, dass Menschen viel wirksamer sein können, wenn sie mit hoher Eigenmotivation arbeiten und lernen. Daher mein klares Plädoyer: Wir brauchen mehr psychologische Sicherheit in der Weiterentwicklung!

Inhaltsverzeichnis

Psychologische Sicherheit in der Weiterentwicklung bedeutet offen über Interessen und Leidenschaften sprechen zu können – darüber, was man im Leben erreichen will, ohne Angst sich damit etwas zu verbauen.

Das lernen zu können, was uns wirklich begeistert, kann unser Berufsleben im positivsten Sinne auf den Kopf stellen: Dann setzen wir uns mit Leidenschaft ein und wachsen vielleicht sogar über uns selbst hinaus.

Damit genau das Wirklichkeit wird, sollte psychologische Sicherheit den Ton im Unternehmen bestimmen.

Die Sehnsucht sich zeigen und entwickeln zu dürfen

In Bewerbungsgesprächen begegnet sie mir oft: Die vorsichtige Frage, ob man denn in der eigenen Entwicklung unterstützt werden würde – beim vorigen Arbeitgeber wurde das leider verwehrt.
Ich höre hier die große Sehnsucht (endlich) gefördert zu werden und gleichzeitig trifft es mich, wie viel Unsicherheit bei Mitarbeitern herrscht, wenn es um ihre eigenen Entwicklungswünsche geht.
Mein Standing ist da klar: Entwicklungswünsche sollten nicht nur „erlaubt“, sondern aktiv willkommen sein.


Was wir alle über psychologische Sicherheit wissen müssen:

#1 Wer sich unsicher fühlt, sagt nichts – so geht Potenzial verloren

Was hält Menschen davon ab, ihre Entwicklungswünsche zu äußern?

  1. Die Angst, Defizite zuzugeben
  2. Die Angst, ihr Team „zu verraten“, wenn man sich in eine andere Richtung entwickeln will
  3. Die Angst, als sprunghaft oder unfokussiert zu gelten, wenn man „schon wieder etwas Neues“ lernen möchte

Diese Ängste, um einfach mal drei zu nennen, nehmen uns die Chance, das eigene Potenzial wirkungsvoll zu entfalten.

#2 Psychologische Sicherheit hilft, den (richtigen) Weg schneller zu finden

Was dazu führt, dass Mitarbeiter*innen sich mit Engagement für ihr Unternehmen einsetzen, ist wohl eines der größten Führungs- und Personalentwicklungsthemen überhaupt. Dafür wird viel investiert: Es werden Feelgood-Manager eingestellt, Obst gibt’s umsonst und die Beleuchtung im Büro entspricht dem Energielevel der Anwesenden.

Aber ganz ehrlich: Eigentlich liegt doch die Lösung im gesunden Menschenverstand? Mitarbeiter sollten da arbeiten, wo sie mit ihren Talenten, ihrer Arbeitsweise und ihrer Persönlichkeit wirklich an der richtigen Stelle sind. Und ob das der Fall ist, lässt sich nur im offenen Gespräch erfahren. Da kommt die psychologische Sicherheit ins Spiel – meiner Meinung nach – der Schlüssel für erfolgreiche Weiterentwicklung!

Job & Mensch: Es muss eben passen!

Im Projekt s.mile habe ich eindrucksvoll lernen dürfen, wie wichtig es ist, dass Weiterbildungsziele und Jobprofile auch wirklich zu dem Menschen hinter der Rolle passen! Diese Lektion hat mich Christoph Schwemer und seine Personalentwicklerin Sanja Markovic von McDonalds gelehrt, mein persönliches Paradebeispiel für die große Kraft der psychologischen Sicherheit im Unternehmen.

Das hat mich umgehauen

– Christoph Schwemer

Als Christoph Schwemer, zum Projekt s.mile kam, war er eine engagierte, ehrgeizige Führungskraft mit viel Energie und Drive. Und zunächst dachte er, er müsse mit s.mile sein Zeitmanagement optimieren. Außerdem ärgerte es ihn, dass ihm das Delegieren von Aufgaben nicht leicht von der Hand ging.

Reflexion schafft Klarheit

Erst nach und nach wurde ihm durch das Coaching bewusst: „Ich bin an der völlig falschen Stelle im Unternehmen eingesetzt!“ Eigentlich wollte er etwas ganz anderes. Diese Erkenntnis hat den Stein ins Rollen gebracht.

Selbstentfaltung statt Selbstoptimierung

In einem vertrauten Gespräch nach einem Treffen mit dem s.mile-Team hatte er den Eindruck, seine Personalentwicklerin sei offen für seine Wünsche. So nahm er allen Mut zusammen und sagte ihr, dass ihm die aktuelle Führungsrolle nicht liegt. Das gab beiden die Chance einen gemeinsamen, stimmigen Weg im Unternehmen finden zu können. Und tatsächlich: Er bekam prompt eine viel passendere Stelle angeboten – die wirklich zu seiner Leidenschaft und seinem Potenzial passt.

Die Erkenntnis aus unserem 2-jährigen Weiterentwicklungs-Experiment s.mile:
Ohne es geplant zu haben, haben wir psychologische Sicherheit im Projekt s.mile zu einer der wichtigsten Leitlinien gemacht. Dadurch, dass die Firma der Teilnehmer, die Teilnehmer selbst, die Coaches und das Projektteam in einer wertschätzenden und vertrauten Art und Weise miteinander in Kontakt standen, schufen wir ein Klima der psychologischen Sicherheit. Dieses Klima hat es geschafft, Berge im Leben der Teilnehmer zu versetzen.

#3 Psychologische Sicherheit muss auf die Agenda!

Das Paradebeispiel Christoph Schwemer zeigte mir deutlich: Es macht eben einen himmelweiten Unterschied, ob man sich traut, etwas anzusprechen, was einem nicht behagt oder ob man still, aber unzufrieden weiter in einem Job arbeitet, der einem nicht liegt. Um dies zu verhindern, muss psychologische Sicherheit auf die Agenda!

Denn, wo psychologische Sicherheit die Basis des Gesprächsklimas ist, kann ein aufrichtiges Gespräch zwischen Mitarbeiter, Führungskraft und Personalentwicklung stattfinden. Dann können Mitarbeiter ihr Potenzial entfalten und einen passenden und leidenschaftlichen Weg im und mit dem Unternehmen gehen.

Ich wünsche mir, dass Führungskräfte und Personalentwickler eine Haltung wertschätzender Akzeptanz einnehmen. Dass sie Gesten oder Bemerkungen vermeiden, durch die sich Mitarbeiter abgewertet fühlen können und in ihren Unternehmen ein Klima der psychologischen Sicherheit etablieren! Diese Chance auf Potenzialentfaltung und einen hohen Wirkungsgrad von Weiterentwicklung sollte sich kein Unternehmen leichtfertig durch die Finger rinnen lassen.

Erfahren Sie mehr!

Sie sind neugierig geworden auf unser Projekt s.mile? Seien Sie Teil der ersten Ausstrahlung des Films vom preisgekrönten Regisseur Kristian Gründling bei einer der Kinopremieren. Oder erfahren Sie noch mehr Insights bei einem unserer Business Talks. Wir freuen uns auf Sie!

Mario Kestler

Mario Kestler

Mario Kestler ist seit 2001 Geschäftsführer der Haufe Akademie und bereits seit 1986 bei Haufe tätig. Die Bereiche Kommunikation und Marketing treiben ihn besonders um, wobei seine Leidenschaft in der Entwicklung von Menschen und Organisationen liegt.

Dank Ausbildung zum systemischen Berater kann er beides – über die Sicht des Geschäftsführers hinaus – aus vielfältigen Blickwinkeln betrachten. Als begeisterter Entwicklungserleichterer war er Haupt-Initiator des s.mile Projekts, welches 15 Teilnehmern für zwei Jahre kostenfreien Zugang zum gesamten Qualifizierungsprogramm der Haufe Akademie ermöglicht.